„Nô – Das Geheimnis der Stille“ (2004)

Ein Dokumentarfilm über das japanische Nô-Theater

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Über den Film:

Japan hat viele traditionelle Kunstformen geschaffen – das Nô-Theater ist eine der faszinierendsten! Ruhe, Erhabenheit, Klarheit sind Worte, die einem in den Sinn kommen, wenn man das erste Mal eine Aufführung im erlesenen Nô-Nationaltheater in Tokyo miterlebt. Seit 600 Jahren wird diese Kunst bewahrt und gepflegt. Exakte Vorgaben bestimmen jeden Schritt, jedes Wort, jede Bewegung der Darsteller. Von schweren, erlesenen Kostümen umhüllt bewegen sie sich wie in Zeitlupe über die Bühne – begleitet von drei Trommeln, einer Flöte und dem Chor. Der Hauptdarsteller, der shite, trägt zudem eine Maske – denn das Nô ist das älteste noch existierende Maskentheater der Welt.

Der Film führt auf eine Reise in das uns fremde und faszinierende Land Japan und die Kunst des Nô. Er portraitiert berühmte Schauspieler – allen voran Umewaka Manzaburô – und Musiker des Nô, wie Ôkura Shônoske oder Isso Yukihiro, denen ein Brückenschlag zwischen der starren Tradition und ihrem eigenen, modernen musikalischen Engagement gelingt.

Immer wieder sind wir scheinbaren Gegensätzen auf der Spur, die sich doch mehr und mehr zu ergänzen scheinen: Das lebendige, quirlige, laute Tokyo – und die Stille des Nô. Am faszinierendsten aber ist die Stille selbst – Momente, in denen alle Schauspieler, alle Musiker, und damit auch das Publikum in atemloser Stille verharren. Momente, die mit Worten nicht zu fassen sind, wie eine gemeinsame Meditation aller Künstler und Zuschauer…

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Über die Dreharbeiten:

Japan – wie fremd und doch vertraut, vom ersten Augenblick an: Laut und verrückt das moderne Tokyo, in dem man von Riesenbildschirmen in der City 24 Stunden lang bedröhnt wird. Kaum ein Japaner nimmt noch Notiz davon, doch wir sind noch nach fünf Wochen Drehzeit jedesmal wieder gebannt.

In Japan zu drehen ist wundervoll: Das Sony-Land bietet jeglichen technischen Komfort, die Japaner sind pünktlich, freundlich, akkurat. Die Nô-Künstler im Besonderen, die Disziplin und Genauigkeit gewöhnt sind, empfingen uns mit Offenheit, Bereitschaft und Freundlichkeit.

Und doch war eine der Haupttätigkeiten Tomonaris, unseres wunderbaren Übersetzers und Produktionsassistenten, das Überzeugen und Bitten. Öffentliche Einrichtungen brauchen öffentliche Faxe, am besten gleich mehrere; ungewöhnliche Wünsche müssen gut begründet sein. Immerhin: Wir sind das erste Kamerateam, das jemals auf eine der heiligsten Bühnen mit der Kamera durfte – einer Steadicam. Amadeus Hiller, der Kameramann, Produzent, Komponist durfte allerdings nur mit ganz bestimmten, weißen Socken auf die Bühne des Nationalen Nô-Theaters in Tokyo. Schließlich wagten wir uns an die heiligste und angesehenste Theaterform Japans. Manchmal hatten wir das Gefühl, eigentlich einen Film über eine Religion zu machen, so intensiv und ernst war die Atmosphäre aller Künstler rund um das Nô – selbst, wenn manches vielleicht nur zum guten Ton gehörte…

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Tief berührte mich das lange Gespräch mit dem mittlerweile verstorbenen Altmeister Hideo Kanze. Er ist einer der berühmtesten Nô-Künstler mit einer sehr wechselvollen Vergangenheit. Gleich die zweite Frage führte ihn tief in seine eigene Familiengeschichte, die sie uns alle zu Tränen rührte: Sein Bruder, ein noch berühmterer shite, bat ihm auf dem Totenbett, das 600 Jahre alte Familienerbe weiter zu tragen und zu bewahren. Auch Okura Shonosuke, der Nô-Trommler, Schamane, Motorradfreak und Mystiker faszinierte uns. Durch ihn wird die alte japanische Seele mit ihren schamanischen Ursprüngen und Samurai-Werten spürbar, seine Augen funkelten während der Beschreibungen der unaussprechbaren Geheimnisse der Stille…

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Dauer: 60min.

Buch, Regie: Thomas Schmelzer

Produktion, Musik, Kamera: Amadeus Hiller

Schnitt, konzeptionelle Beratung: Benedict Mirow

Manga-Animationen: Thomas Harbers

Produktionsfirma: Nightfrog GmbH

2004 für arte/WDR

 

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